From: CondorCurunír schrieb:
...vorausgesetzt, Sloot war von seiner Idee wirklich überzeugt und kein gewöhnlicher 'con artist'
Ich muss sagen, das Buch überzeugt in starkem Ausmaß davon, dass Sloot es ehrlich gemeint hat, da sein Charakter und sein ganzes Leben sehr genau beschrieben ist und kaum den Schluss offen lässt, er hätte das alles nur inszeniert.
(Spoilerwarnung!!!)Zum Prinzip selbst erinnere ich mich - es ist ja nun schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe - an zwei wesentliche Stellen. Zum einen die Ärgernis Sloots darüber, dass ihm alle mit dem Argument kämen, auf den kleinen Speicherraum könnte man kaum so viele Informationen bringen und seiner Antwort darauf, dass sein Verfahren nichts mit Bits und Bytes zu tun habe und es eigentlich keine Kompression wäre, sondern eine andere Art, Daten zu speichern.
Im Anhang des Buches dann befindet sich eine Beschreibung der Technologie, die von Sloot selbst verfasst wurde. Natürlich schrieb er sie allgemein genug, dass unklar bleibt, wie genau das Prinzip in die Wirklichkeit umzusetzen ist, die entscheidenden Lösungsansätze fehlen also. (Sloot war, das muss dazugesagt werden, ziemlich paranoid, was wohl zu einem großen Teil daran schuld ist, dass die Technologie bis heute verschollen bleibt - sofern sie je existiert und funktioniert hat.)
Also zu der erwähnten Beschreibung. Sloot selbst erwähnt in der Einleitung, dass auch er nicht "daran glaubt, dass es eine Technologie gibt, die [...] einen Videofilm mit [...] weniger als 100KB speichert", er jedoch nach einer neuen Methode gesucht habe und ein Verfahren fand, "alle Arten von Daten auf einem Speichermedium von maximal 128KB zu speichern", ohne Geschwindigkeits- oder Qualitätsverlust. Das Kern-Prinzip besteht darin, dass "jede Basisinformation nur
n-Mal gespeichert wird" (Basisinformation im Sinne von "Buchstaben A,a bis Z,z", "Farbinformationen für die Pixel rot, grün, blau" etc.), also "n-Mal in einem Festspeicher vorhanden" sei. Und aus jenen Informationen gewinne man einen Schlüsselcode, welcher auf der Chipkarte gespeichert werde mit einem "Schlüssel von maximal
n Kilobyte".
Er erklärt das ganze noch am Beispiel eines Buches, die Erklärung fasst dann jedoch wieder eine ganze Seite und ist somit auch etwas lang, sie hier zu posten. Wichtige Stellen:
[In einem Buch] kommen viele tausende Male die Buchstaben A bis Z [...] vor. Das würde [...] viele Megabyte an Speicherplatz bedeuten. Wenn wir nun allerdings nur die primären Informationen mit einer Referenznummer versehen [...] dann brauchen wir lediglich einige Kilobyte. [...] Der Erfinder hat einen Algorithmus entwickelt, der erst alle Buchstaben einer Seite zu einem unverwechselbaren Seitencode codiert. Zusätzlich erhält jede Seite eine Referenzcode. Auf diese Weise erhalte ich Schlüsselcodes, deren Anzahl identisch ist mit der Anzahl der Seiten im Buch.
Er erwähnt zwischendrin, dass die Wahrscheinlichkeit, in einem Buch zweimal den selben Satz zu finden, sehr gering sei, und um den Code unverwechselbar zu machen, habe er dann eben ganze Seiten codiert.
Dass das Prinzip dennoch löchrig ist ist mir klar. Dennoch, aus der Story heraus und auch mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es vielleicht doch einen Weg gibt, aus solchen Schlüsselcodes sinnvolle Informationen zu gewinnen (Sloot hat für die Technologie 12 Jahre gebraucht), möchte ich auf keinen Fall einfach so behaupten, Sloot sei ein Hochstapler.
Wie gesagt, sehr spannendes Buch, auf jeden Fall zu empfehlen - für ein paar interessante Einblicke in die Welt internationaler Konzerne und natürlich um über jenen Erfinder und seine Technologien nachzugrübeln
Viele Grüße,
Condor